Der Soundtrack meines Lebens by Jessi Kirby

Der Soundtrack meines Lebens by Jessi Kirby

Autor:Jessi Kirby
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
Tags: Afghanistan, Roadmovie, USA, Liebe, Unterhaltung, Tod
Herausgeber: Thienemann Verlag
veröffentlicht: 2014-04-07T22:00:00+00:00


– 15 –

Der letzte Rest Sonne tauchte schwer hinter dem roten Gestein der Berge ab, ergoss leuchtend rosafarbenes Licht über die Wolken, die sich vereinzelt über den Himmel zogen, und am liebsten hätte ich diesen Moment hier und jetzt als Erinnerung an das Gefühl vollkommenen Friedens eingefangen, das ich empfand. Seit wir die Limonade in den Kühler gefüllt hatten und ich so übergeschnappt gewesen war, meine Kleider auszuziehen, waren wir langsam dahingetuckert. Das nervöse Gekicher (ich) und die verstohlenen Seitenblicke (beiderseits) waren, als der Tag endlich kühler zu werden begann, einem Schweigen zwischen Rusty und mir gewichen, in dem ich mich wohlfühlte. Während wir so fuhren, sank die Dämmerung herab und verdichtete sich, bis Rusty die Scheinwerfer anschaltete. Die Lichtkegel schwenkten um eine weite Straßenkurve, und am anderen Ende stieß er einen langen Seufzer aus. »Da ist es, gleich da unten am Hang. Bald sind wir da.«

Vor uns, zwischen die Umrisse der hoch aufragenden Klippen geduckt, blinkten die ersten Lichter von Sedona. Eine Welle von Erleichterung und Freude überwältigte mich derart, dass mir fast die Tränen kamen. »Oh mein Gott. Wir haben es tatsächlich geschafft.« Ich setzte mich auf und hielt durch die Windschutzscheibe Ausschau, wo das Haus seiner Mutter wohl sein mochte. Die Aussicht auf ein Dach überm Kopf mit Essen und einer Dusche war im Moment so ziemlich das Herrlichste, was ich mir nur vorstellen konnte.

»Glaubst du, deine Mutter hätte etwas dagegen, wenn ich nach unserer Ankunft als Allererstes unter die Dusche gehe?« Mir wurde ganz kribbelig bei dieser Vorstellung.

Rusty lachte. »Vielleicht will sie erst noch Hallo sagen.«

»Das weiß ich doch.« Ohne nachzudenken, schlug ich ihm klatschend auf den nackten Oberschenkel, woraufhin er eine Augenbraue hochzog, was ich jedoch zu ignorieren beschloss. Dann fiel alle Leichtigkeit fast augenblicklich von mir ab, als mir einfiel, dass ich mich, wenn ich ihr gegenübertrat, auch dem unausweichlichen Gespräch über Finn stellen müsste. Ich blickte zu Rusty hinüber und fürchtete mich vor der Frage. »Weiß sie Bescheid? Wegen Finn?«

Sein Kiefer verspannte sich, als er nickte. »Ja –« Er warf mir einen Seitenblick zu und sah dann wieder auf die Straße. »Sie war diejenige, die es mir gesagt hat.« Ich wollte fragen, wo sie es erfahren hatte oder wie, oder warum sie es gewesen war, die es ihm sagte, aber noch ehe ich Gelegenheit fand, mich für die richtige Frage zu entscheiden, bremste Rusty die Pala ab und bog auf einen ungeteerten Feldweg ein. »Das Haus ist hier draußen, nur noch ein kleines Stück«, sagte er. »Vielleicht solltest du deine Kleider anziehen. Bru ist wahrscheinlich auch da.«

»Bru?«

Rusty beugte sich über das Lenkrad nach vorne. »Ihr Lebensgefährte. Es ist sein Haus.«

»Ihr Lebensgefährte?« Ganz offenbar gab es da so einiges, wovon ich keine Ahnung hatte. Im Dämmerlicht spähte ich zu Rusty hinüber und versuchte aus alldem schlau zu werden, er machte aber keinerlei Anstalten mir auf die Sprünge zu helfen. »Wie lange sind die beiden schon zusammen?«, fragte ich.

»Weiß ich nicht. Eine Weile.«

»Hm … magst du ihn?«

»Er ist schon in Ordnung.«

Wir rumpelten über den Erdboden und wirbelten Staub auf, der im Scheinwerferlicht orangerosa glühte.



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